Jarowit

Jarowitstein in Wolgast
Jarowitstein in Wolgast

Nach Herbord und Ebbo, den Biographen Ottos von Bamberg, wurde Jarowit bis ins 12. Jhdt. in Wolgast, südwestlich der Insel Usedom an der Ostsee, und in Havelberg (dort als "Gerowit" germanisiert) im Gebiet der Heveller (heute Brandenburg) verehrt. In seinem Namen klingt slaw. jar-, "kräftig", an. In seinem Tempel hing nach Herbord, der den Bischof auf seiner Missionsreise begleitete, ein gewaltiger, mit Goldblech überzogener und sehr fein gearbeiteter Schild, der für gewöhnlich nicht berührt werden durfte, aber im Kriegsfall dem Heer vorangetragen wurde. Ebbo vergleicht Jarowit daher mit dem römischen Mars.

Sein zweites Attribut war ein Speer: Einer der beiden in das Fundament der Wolgaster Petrikirche eingelassenen sogenannten Jarowitsteine stellt die Gottheit mit einem Speer in der Hand dar; der Schild in der anderen ist noch vage erkennbar.

Als Otto 1128 nach Havelberg kam, wurde gerade ein großes Frühlingsfest zu Ehren des Gottes gefeiert, bei dem die ganze Stadt mit zahlreichen Fahnen (oder militärischen Standarten?) geschmückt war.

Jarowit war offensichtlich ein Kriegs- und ein Frühlingsgott, ein Gott des prangenden, sich immer wieder erneuernden Lebens - er teilt diese Verbindung mit Mars, der ebenfalls den kriegerischen Aspekt mit dem des Frühlings und der Fruchtbarkeit verband. Im März und Oktober wurden ihm zu Ehren Prozessionen abgehalten, und seine Priester zogen singend und tanzend in altertümlicher Kriegsbekleidung durch Rom. Auch im Kult bestand also eine Verwandtschaft.