Perun war der Hauptgott des gemeinslawischen, insbesondere russischen Pantheons; bei den West- und Südslawen ist seine Verehrung aber mittelbar durch Orts- und Personennamen in Tschechien, Polen, Serbien, Kroatien sowie auch im Elbe- und Ostseegebiet belegt. So überliefert der englische Mönch Doderik im Jahre 1141 von den Lutizen, daß sie Thor verehrten, und verwendete dabei offensichtlich den Namen des nordgermanischen Äquivalents. Wahrscheinlich hieß der ranische bzw. rügenslawische Gott Porenut(ius) eigentlich Perunic, was sich als "Sohn des Perun" deuten läßt. Das slowakische Wort parom, das polnische piorun und das russische perun bezeichnen Blitz und Donner. Der elbslawische peründan oder perendan entspricht dem deutschen Donnerstag ("Donarstag") bzw. dem englischen Thursday. Die slawische Etymologie des Namens (per-, "schlagen" mit der Nachsilbe -un, die auf ein nomen agentis verweist) ist unstrittig; Perun ist "der Schlagende".
Im indoeuropäischen Zusammenhang entspricht Perun dem nordgermanischen Thor (dessen Mutter Fjörgyn hieß) bzw. dem südgermanischen Donar, dem griechischen Zeus, dem litauischen und altpreußischen Perkunas, dem lettischen Perkons und dem indischen Indra. Er war als Himmelsgott - vor allem wohl in der ältesten Zeit der indogermanischen Expansion - der schreckenerregende Blitzschleuderer und Herr des grollenden Donners, in späterer Zeit aber auch Regenspender und Fruchtbarkeitsgott (vgl. den ind. Regengott Pardžanya oder den röm. Jupiter pluvius, Jupiter als Regengott) sowie der Beschirmer der Weltordnung und Bekämpfer der Mächte des Chaos, die in Gestalt der kosmischen Schlange - bei den Germanen der Midgardschlange, bei den Indern des Schlangendämons Vritra - erschienen.
Indirekt erwähnt wurde Perun bereits im ersten Bericht über die religiösen Vorstellungen der Slawen aus dem 6. Jhdt., als sie auf die Balkanhalbinsel vordrangen: Der byzantinische Geschichtsschreiber Prokop von Caesarea behauptet von den slawischen Stämmen im 3. Buch seiner "Historiai", daß sie den Donnerherrn als einzigen Gott verehrten (was zweifellos falsch war, aber offensichtlich stand sein Kult zumindest in dieser frühen Zeit im Vordergrund). Namentlich wird er zum ersten Mal im 7. Jhdt. in der byzantinischen Legende vom Leben des heiligen Demetrios von Thessaloniki erwähnt; dort befragt der Heerführer Chatzon das Orakel und erhält von Pyrenos die Antwort, daß er diese Stadt erobern werde (was ihm dann allerdings doch nicht gelang). Im 10. Jhdt. wird Alexander der Große in der bulgarischen Übersetzung der "Alexandreis" - gemäß der "Interpretatio Slavica" - als "Sohn Peruns" bezeichnet, was dem "Sohn des Zeus" im griechischen Original entspricht. Im "Povest vremennych let" wird Perun in den Jahren 907, 912, 945 und 971 gemeinsam mit Veles als göttlicher Bürge der russischen Verträge mit dem Byzantinischen Reich genannt, wie Zdeněk Váňa ausführt. Weiterhin berichtet Váňa über den russischen Kult des Perun (Mythologie und Götterwelt, S. 72):
"In den Vordergrund tritt er im Jahr 980, als ihm Fürst Vladimir in Kiew neben anderen Göttern ein Holzidol mit silbernem Kopf und goldenem Bart errichtete. Dasselbe tat zu gleicher Zeit Dobrynia, der Onkel Vladimirs, in Novgorod, das Idol Peruns stand am Ufer der Volchov. Aber diese Standbilder wurden nur wenige Jahre verehrt, denn nach seiner Taufe hat Vladimir im Jahr 988 die Vernichtung des Kiewer Idols, Bischof Akim im Jahr 989 die des Novgoroder befohlen. Doch im Volk überlebte die Verehrung Peruns unter der christlichen Oberfläche noch mehrere Jahrhunderte, wie es die russischen Apokryphen und die Kirchentraktate aus dem 11. bis 16. Jahrhundert bezeugen. Die Kirche versuchte, den Perun-Kult dadurch auszumerzen, daß sie seine Aufgaben auf den Propheten Elias übertrug (dasselbe Schicksal widerfuhr in Griechenland den Kulten von Zeus und Helios). Daraus ist der 'Ilja gromovnik' (Elias der Donnerherrscher) entstanden, der außer Donner und Blitz auch Regen, Tau, Schnee und Hagel schickt. Diese für die Landwirtschaft so wichtige Wetterwirksamkeit hat er offensichtlich von Perun geerbt (vgl. z.B. das bulgarische daždat pere: 'es regnet')."
Offenbar wurden dem Perun auch Menschenopfer dargebracht; so sollen ihm im Jahre 983 zwei christliche Waräger von den Russen geopfert worden sein, weil sie die Götterbilder beschimpft hätten. Auch die Elb- und Ostseeslawen haben gefangene Christen, wie den Mönch Johannes Scotus 1066 in Rethra, den Göttern geopfert; erst vor wenigen Jahren wurden auf Rügen am Kap Arkona zertrümmerte Schädelknochen gefunden, die ebenfalls auf Menschenopfer (möglicherweise während der Auseinandersetzungen mit den Dänen im 12. Jhdt.) schließen lassen.
Wichtigstes Attribut Peruns war die Axt - als Symbol des niederfahrenden Blitzes -, die deshalb, genauso wie der ähnliche Hammer Mjölnir des nordischen Thor, als Schmuckanhänger verwendet wurde (bzw. heute unter neuen Heiden wieder beliebt ist). Axtamulette fanden sich in russischen Hügelgräbern als Grabbeigaben, ähnlich wie Thorshämmer in Wikingergräbern - als die schwedischen Waräger allmählich slawisiert wurden, haben sie ihre Verehrung Thors einfach auf Perun übertragen; offenbar empfanden sie ihn als denselben Gott. Wie der bäuerliche Thor muß Perun bei den Slawen vor allem im einfachen Volk äußerst beliebt gewesen sein, wenn russische Traktate noch im 16. Jhdt. gegen ihn wettern. Bei den Bulgaren soll er sogar im 18. Jhdt. noch verehrt worden sein, wie der Mönch Spiridon bezeugt.
Archäologisch ist der Kult Peruns besonders natürlich im zentralen Heiligtum Perynj bei Novgorod belegt, aber auch verschiedene kleine Götterfiguren, die in Novgorod und sogar im schlesischen Oppeln gefunden wurden, werden mit Perun identifiziert. Auch Eichenstämme mit eingesetzten Eberhauern, die in Dnjepr und Desna gefunden wurden, gelten als Zeugnisse des Perun-Kultes, da ihm die Eiche - der slawische Weltbaum - heilig war.